Wangener Feuerwehr muss Entenküken aus Güllegrube retten

Wangen und seine Enten(-küken): Das ist eine sommerliche Geschichte in mittlerweile zwei Episoden. Erst hatte der Wangener Vogelexperte Gerhard Lang Jungtiere samt Mutter zusammen mit Berufsschülern vom Dach des Beruflichen Schulzentrums beziehungsweise aus dem nahen Kanal gen Argen geleitet. Das war Ende Juni und hatte für Aufsehen gesorgt. Dem folgte aber zuletzt eine zweite Entenrettung – noch spektakulärer, aber auch komplizierter und deshalb langwieriger. Denn es galt, den gefiederten Nachwuchs eines Entenpaars aus einer nicht mehr betriebenen Güllegrube in Schauwies zu retten. Wieder war Lang involviert. Aber längst nicht nur er.

Die Heimat von Familie Bek in Schauwies ist ein idyllisches Fleckchen Erde nahe der Untere Argen. Die Lage muss wohl auch für ein Stockentenpaar attraktiv gewesen sein, als es im Frühjahr Ausschau nach einem geeigneten Nistplatz hielt. Den fanden die Tiere – und zwar in der auf dem Gelände befindlichen Güllegrube.

Die Grube wird seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr genutzt. Ergo hat sich das Innere des runden Betonbauwerks mit einem Durchmesser von geschätzten zehn Metern über die Jahre zu einem Biotop entwickelt. Und zwar „wunderschön“, wie Gerhard Lang konstatiert. Das Fischwasser stehe zwei Meter hoch, darauf schwimmen Grasinseln und der „Anflug“ einer Weide habe sich zu einem schönen Strauch entwickelt. Außerdem leben dort Wasserfrösche. „Die größten, die ich je gesehen habe“, schwärmt der Natur(-schutz)experte.

Problematische Grube für flugunfähige Enten

Anfang Juni bemerkte Familie Bek, dass Flora und Fauna in der Grube Zuwachs in Form der nistenden Enten bekommen hatte. „Erst habe ich mich darüber gefreut“, sagt Thomas Bek. Dann aber sei ihm „gedämmert“, dass die Brutstätte ein schwieriges Terrain für junge, noch nicht flugfähige Enten werden dürfte. Denn: Die Höhe zwischen Wasserlinie und Betonrand beträgt locker fünf Meter. Viel zu hoch und zu steil für die Tiere.

Das bestätigte sich Anfang Juli. Da hatte das Entenpaar fünf Junge zur Welt gebracht, die sich fortan in dem geschlossenen Gewässer tummelten. Thomas Bek fütterte sie morgens und abends mit Brot und Haferflocken – und dachte über mögliche Auswege für die Küken nach.

Da kam der Bericht in der „Schwäbischen Zeitung“ über die Rettungsaktion anderer Jungenten am Beruflichen Schulzentrum gerade recht. Denn in dem darin erwähnten Gerhard Lang fanden sie einen geeigneten Ansprechpartner. Er und Georg Heine, beide beim Naturschutzbund Wangen aktiv, machten sich ein Bild von der Lage. Und damit begann die Geschichte der komplizierten Entenrettung erst richtig. Einer, die mehrere Wochen dauerte, da auch für die Experten eine Entenbrut in einer Güllegrube Neuland war.

Zuerst zog Lang Wathosen an und stieg in die Grube, um die Jungtiere einzufangen. Da der Wasserstand aber zu hoch und der Schlamm darunter zu zäh war, scheiterte das Unterfangen. Also wurde aus Leitern und Brettern eine Ausstiegshilfe gebaut. Vergeblich: Der Entennachwuchs nahm die Rampe nicht an.

Verschiedene Ideen

Damit wurde die Zahl der Rettungsmöglichkeiten kleiner, während die Temperaturen stiegen. Zwischenzeitlich gab es auch noch ein kleines Unwetter, wie Thomas Bek berichtet. Die traurige Folge: Drei der fünf Küken waren auf einmal nicht mehr da, vermutlich verendet, weil ihnen ein schützender Unterschlupf fehlte.

Doch die Nabu-Leute gaben nicht auf. Gerhard Lang brachte von zu Hause eine Pumpe mit, um den Wasserstand abzusenken. Auch das scheiterte, denn der Pegel sank in einer Nacht gerade einmal um zwei Zentimeter. Also wurde andersherum gedacht: Die Grube sollte bis oben hin mit Wasser aufgefüllt werden. Davon aber nahm man wieder Abstand, hätte es doch der bereits zu diesem Zeitpunkt nur noch wenig kühles Nass führenden Argen entnommen werden müssen.

Richtige Idee: Einsatz von Schlauchboot

Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, Ortsvorsteher Roland Gaus einzuschalten – und in damit auch die Feuerwehr. Die rückte mit zwei Fahrzeugen der Abteilungen Schomburg und Wangen an und hatte eine Ausstattung dabei, die sich letztlich als die richtige erwies: ein Schlauchboot.

Zu Wasser gelassen, legten sich zwei Feuerwehrleute mächtig ins Zeug. Denn die Jungenten hielten von ihrer Befreiung offensichtlich nicht viel und tauchten – obwohl Schwimmenten – immer wieder weg. Am Ende ließen sich die Tiere doch einfangen, und Gerhard Lang zollt den Einsatzkräften großen Respekt: „Die haben echt Ausdauer gehabt.“

Großer Respekt

Wo die Entenjungen heute sind, ist zwar unbekannt. Klar ist aber, dass die Nabu-Leute sie zur Argen brachten, einem sicher besseren Lebensraum als eine geschlossener Betonkreisel – auch wenn er sich zu einem noch so schönen Biotop entwickelt hat. Laut Lang kann es aber sein, dass sie sich – zusammen mit anderen Bruten – zu einem „Entenkindergarten“ zusammen geschlossen haben.

Thomas Bek ist froh, dass das tierische Abenteuer zumindest für die überlebenden Enten gut ausgegangen ist. Auch zollt er dem Nabu für seinen Einsatz großen Respekt. Allerdings will er solch einen Trubel wie in diesem Sommer künftig möglichst vermeiden. Deshalb denkt er schon an das kommende Jahr – und an Vorkehrungen, wie man von vornherein einen Ausweg aus der Grube hinbekommt oder ob er sie absperren muss.