Kommunen und Feuerwehrakademie in der Kritik

Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, besucht Kreisverbandsausschuss des Landkreises Ravensburg

Bad Wurzach sz Kritik auf allen Ebenen: Die Feuerwehren kämpfen mit fehlendem Interesse der Kommunen, fehlenden Lehrgangsplätzen an der Feuerwehrschule und fehlender Wertschätzung aus der Politik.

„Mir müsset doch gucken, ob mir da oben no richtig ticket.“ Mit diesen Worten begründete Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes von Baden-Württemberg, seinen Besuch beim Kreisverbandsausschuss des Landkreises Ravensburg, der diesmal im Feuerwehrgerätehaus Bad Wurzach tagte

Knödler wurde das Aufgabengebiet der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Ravensburg, dem zweitgrößten Landkreis Baden-Württembergs, näher vorgestellt. Bei rund 280 000 Einwohnern gibt es hier laut Pressemitteilung 3400 Feuerwehrleute, die im Schnitt 2440 Einsätze pro Jahr bewältigen. Dies geschieht ausnahmslos im Ehrenamt. Außerdem weist der Landkreis Ravensburg mit zwölf verschiedenen Spezialgebieten die höchste Fachberaterdichte in ganz Baden-Württemberg auf.

In der Diskussion mit den Verbandsmitgliedern äußerte sich Kreisbrandmeister Oliver Surbeck besorgt, dass die Städte und Gemeinden sich sehr wenig um die Zuschussgelder kümmern, die dringend von den Feuerwehren benötigt werden, um ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Knödler räumte ein, dass er diesen Eindruck von Desinteresse seitens der Kommunen teilt. Die jährlich zur Verfügung stehende Summe aus der Z-feu sei zwar „stabil, aber bei Weitem nicht genug“, und angesichts steigender Anfragen stehe für die einzelnen Anträge immer weniger Geld zur Verfügung.

Er äußerte auch sein Bedauern darüber, dass selbst auf politischer Ebene die Wertschätzung der Feuerwehren sehr zu wünschen übrig lasse. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass im Landesverband die Freiwilligkeit der Feuerwehren stark forciert wird, und durch eine geplante landesweite Werbekampagne mit regionalen Teilen versucht werde, den Feuerwehren den Rücken zu stärken und Mitglieder zu werben. Aber auch hier sei es leider so, dass die Politik der Meinung sei, Werbung sei überflüssig, da sich die Mitgliederzahlen bei den Freiwilligen Feuerwehren auf einem stabilen Niveau bewegen.

Ein weiteres Thema des Abends waren die unbefriedigenden Zustände an der neu erbauten Landesfeuerwehrakademie in Bruchsal. Früher Anlaufpunkt eines jeden Feuerwehrmannes zur Ausbildung in den wichtigsten Feuerwehrthemen, würden heute praktisch nur noch spezielle Fachlehrgänge und Seminare angeboten, hieß es.

Ersatzlos gestrichen

Für die Feuerwehr wichtige Lehrgänge wie zum Beispiel Drehleiterlehrgänge würden gar nicht ausgeschrieben, seien mit langen Wartezeiten verbunden oder würden ersatzlos gestrichen. Aber selbst wenn man bei einer erfolgten Ausschreibung eines Kurses sich noch am gleichen Tag anmelden will, erhalte man oftmals postwendend eine Absage, da die Anzahl der Plätze als auch die Anzahl der angebotenen Lehrgänge in keinem Verhältnis zum Bedarf stünden. So würden der Feuerwehr nach und nach ihre Multiplikatoren ausgehen, die das erlernte Wissen an ihre Kameraden weitergeben können und müssen, wurde kritisiert.

In dieser Deutlichkeit sei ihm dieses Problem noch nie vor Augen geführt worden, zeigte sich Knödler laut Mitteilung überrascht. Er persönlich empfinde den Standort Bruchsal als eine „strategische Fehlentscheidung“. Er befürworte die Überlegungen, kleinere regionale Ausbildungszentren für Fachthemen zu errichten.