Albert Wetzel lässt die Wangener Feuerwehrgeschichte lebendig werden

1976 ist Albert Wetzel in die Freiwillige Feuerwehr Wangen eingetreten. Seither sammelt er alles, was ihm rund um die Floriansjünger erhaltenswert erscheint. Sein Museum mit Archiv hat sich in diesen mehr als 40 Jahren zu einem „Nachschlagewerk“ der Wangener Feuerwehrgeschichte entwickelt.

Der Raum über der Fahrzeughalle am Südring misst gerade einmal sieben bis acht Quadratmeter. Zu klein für ein Museum mit einigen Hundert Exponaten? Nicht für Albert Wetzel. Der leidenschaftliche Sammler hat das, was er 2009 aus dem alten ins neue Gebäude übernommen und seither komplettiert hat, übersichtlich nach Themenbereichen geordnet. Wobei er so vorgegangen ist, dass Regale und Wände zwar gefüllt, aber nicht überfüllt wahrgenommen werden.

Einst die Kisten vom Staubvergangener Zeiten befreit

Albert Wetzel erzählt, wie alles angefangen hat: „Als Gerätewart Rauscher damals aus seiner Wohnung im ehemaligen Feuerwehrgebäude ausgezogen ist, da wurden zwei Räume frei. So konnte ich die in Kisten verpackten Teile vom Staub vergangener Zeiten befreien und erstmalig präsentieren.“ Darunter Feuerwehrhelme, die seit dem 19. Jahrhundert bei Einsätzen beziehungsweise festlichen Anlässen getragen wurden, Gasmasken, die an den Ersten Weltkrieg erinnern, sowie Atemschutzmasken.

„Es gab Zeiten, da hat man einen Schwamm nass gemacht und ihn sich vor Nase und Mund gehalten, wenn man in ein brennendes Haus gestürmt ist“, weiß Wetzel zu erzählen. Um dann auf Feuerwehrschläuche, eine Reihe von Alarmglocken, Spritzen und ein Brenneisen, mit dem der Namenszug „Feuerwehr“ in hölzernes Mobiliar eingebrannt und somit der jeweilige Eigentümer kenntlich gemacht wurde, hinzuweisen.

Neben Ehrenbändern und Ehrentellern, Pokalen und Freundschaftsgeschenken zeigt Wetzel „Fundstücke“, die an Unfall- oder Brandorten zurückgelassen wurden: eine bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschmolzener Porsche-Felge, ein zur Hälfte verkohlter Wecken, der ursprünglich auf einer Herdplatte wieder knusprig gemacht werden sollte, dafür aber den Rauchmelder in Gang gesetzt hat, sowie eine verbeulte Dose mit Campinggas, die einem Autofahrer „um die Ohren geflogen ist“.

Besonders hält der 2005 aus den Diensten ausgeschiedene Feuerwehrler eine Gedenktafel in Ehren, die die 27 Namen und Berufsbezeichnungen jener Kameraden trägt, die im Weltkrieg 1914/18 „aus der Mitte der Freiwilligen Feuerwehr Wangen für ihr Vaterland starben“. Ganz andere Gefühle regen sich in dem Betrachter, wenn er die Aufschrift jenes Schildes, das offensichtlich in die unselige Zeit des „Dritten Reiches“ verweist, liest: „Plündern wird mit dem Tode bestraft.“

Stolz auf Urkunde für eineEigenleistung von 938,1 Stunden

Auf die auf einer Urkunde dokumentierten 938,1 Stunden Eigenleistung, die 1998 innerhalb von zwei Monaten zur Sanierung des Florianstübles aufgewendet wurden, ist Wetzel noch immer stolz. „Wir haben jeden Tag von 17 bis 22 Uhr geschafft“, sagt er und deutet auf die Namenszüge der Mitstreiter hin.

Besonders fallen zwei wunderschön gemalte Schützenscheiben aus den Jahren 1976 und 1987 auf. Stadtschmied Hans Brutscher hat sie seinerzeit gestaltet. „Wir sind damals erfolgreich gegen die Feuerwehr Deuchelried angetreten“, erinnert sich Albert Wetzel. Brutscher war es auch, der im Mai 1982 für seine besonderen Verdienste vom Kreisfeuerwehrverband Ravensburg geehrt wurde. Eine kleine Museumsfläche ist dem damaligen Stadtbrandmeister deshalb auch gewidmet.

Dann wird der Blick auf ein eigens dafür angeschafftes „Rollregal“ gelenkt. Hier werden nicht nur die Ordner mit Dokumentationen besonderer Ereignisse und die von Wetzel gedrehten und auf CDs oder DVDs gepressten Filme verwahrt, sondern vor allem Bände, die jeweils über vier Jahre gesammelte Zeitungsartikel, Fotos und „Tagebuchaufzeichnungen“ enthalten.

Zur Abrundung erzählt der Archivar noch die Geschichte von einem „Balken mit Riss“. Diesen habe er gekürzt, mit einem Klammerhaken versehen und die beiden Teile mit einer Kette verbunden. Als Krönung ziere das gute Stück eine Plakette mit der Gravur „In Freundschaft“. Die Ravensburger Wehr, die das Stück geschenkt bekommen habe, hätte es nicht in irgendwelchen Kellern oder auf irgendwelchen Dachböden verschwinden lassen, sondern es in ihrem Seniorenbereich platziert, freut sich Wetzel.

In Anbetracht dessen, dass heute „nicht mehr so viel nachkommt“, kann Albert Wetzel die Kameraden und deren Familien nur ermuntern: „Bringt mir alles, wegwerfen kann ich es selber.“ Einen Platz für Erhaltenswertes, da ist sich der 78-Jährige sicher, findet er allemal.

Quelle Bericht/Bild: szon.de