Weniger Einsätze, fehlende Zusammenkünfte

Ein Hochwasser hat Wangen mit seiner Argen in den vergangenen Tagen im Gegensatz zu vielen Gebieten im Süden nicht in Beschlag genommen. Und doch war die Feuerwehr mit steigendem Grundwasser und teilweise feuchten Kellern sowie zuletzt mit dem Hangrutsch in Primisweiler beschäftigt. Doch was beschäftigte die 280 Köpfe zählende Mannschaft 2020? Und was wird 2021 zu erwarten sein? Feuerwehrkommandant Christoph Bock blickte zurück – und voraus.

Corona. Sechs Buchstaben, die – zusammengefasst – auch bei der Feuerwehr einiges durcheinander wirbelten. „Wir konnten ab Mitte März nicht mehr normal proben“, erzählt Bock. Darüber hinaus war die Feuerwehr mit ihren Frauen und Männern auch ganz direkt betroffen: „Wir hatten vereinzelt Fälle wie überall. Das bleibt bei der Anzahl an Menschen nicht aus.“ Auf die Einsatzbereitschaft und -fähigkeit hatte dies allerdings keinen Einfluss. Die Truppe war und ist durchgängig schlagkräftig. Ab Ende Juli bis Mitte November hatte sich die Feuerwehr in der Stadt und den Ortschaften in Kleingruppen mit maximal jeweils zehn Mitgliedern aufgeteilt, die jeweils für sich zusammen gekommen sind und montags im Feuerwehrhaus im Wechsel und in Kleingruppen probten. Aus Vorsichtsmaßnahmen, damit man sich nicht gegebenenfalls doch ansteckt. Mit dem neuerlichen Lockdown wurden wie im Frühjahr auch Aus- und Fortbildungen auf null gefahren.

Deutlich weniger Alarmierungen

Immerhin hatte die Feuerwehr 2020 nicht ganz so viel zu tun. Rund 70 Einsätze weniger als im Vorjahr wurden verzeichnet. „Die Menschen waren und sind mehr zu Hause“, erläutert Bock. Die Mobilität war eingeschränkt, was sich auch in der Zahl der technischen Hilfeleistungen von der Ölspur bis zum Verkehrsunfall bemerkbar machte. Und: „Auch Handwerker waren nicht so gehäuft in den Betrieben.“ Will heißen: Weil auch die Geschäfte ihre Pforten geschlossen hielten und sich abschotteten, gab es deutlich weniger Alarmierungen, die auf Brandmeldeanlagen zurückzuführen sind. Und auch die Freizeitunfälle waren 2020 rückläufig.

Gemeinschaft fehlt den Kameraden

Was deutlich fehlte, war die Gemeinschaft, war das „zufällige“ Zusammentreffen, bei dem sonst üblicherweise das eine oder andere zwischen Tür und Angel besprochen und geklärt werden konnte. „Das Zusammenstehen, das gemeinsame Vespern und Miteinanderreden war natürlich so nicht möglich“, bedauert Bock. Die Kameradschaft litt. Ebenso die Aus- und Fortbildung. „Was nicht geübt wird, geht verloren“, sagt Bock: „Sonst wären ja die Übungen umsonst.“ Die Grundausbildung im gesamten Landkreis ist nach wie vor lahm gelegt. Fortbildungen gibt es zwar online, aber nicht in der Praxis. Die Folge: ein erheblicher „Rückstau“. Schon im vergangenen Jahr hätten – allein aus Wangen – normalerweise rund ein Dutzend Feuerwehrleute ihren Grundlehrgang absolviert. 2021 trifft es weitere. „Es kommen aus der Jugendfeuerwehr neue Leute heraus“, sagt Bock. Die insgesamt 48 Feuerwehrleute im Jugendalter hatten 2020 besonders zu leiden: „Sie haben sich seit Mitte März nicht mehr getroffen.“ Was die Aus- und Fortbildungen betrifft, spricht der Feuerwehrchef von einem „absolut schwarzen Jahr“: „Alles ist auf Online und Telefon beschränkt. Das geht auf Dauer nicht gut.“

Alle aktiven Mitglieder bleiben dabei

Bock freut es, dass bislang alle aktiven Feuerwehrfrauen und -männer bei der Stange geblieben sind. Er hofft, dass dem auch weiterhin so bleibt. Als größte Einsätze 2020 zählt Bock den Brand in der Ortsmitte Primisweiler und die Hilfe in Achberg auf. Hinzu kam der Orkan Sabine, der vor genau einem Jahr wütete und einige Einsätze mit sich brachte.

„Derzeit sind wir dabei, den neuen Mannschaftswagen für Neuravensburg herzurichten und in den Dienst zu stellen“, erzählt Bock. Gedacht ist er nicht nur als Einsatzwagen sondern auch für Dienstfahrten und die Jugendfeuerwehr. Als Ersatzbeschaffung für das 29 Jahre alte LF 24 wird – voraussichtlich im September – ein LF 20 in den Dienst gestellt. Noch etwas Geduld benötigt die Feuerwehr Deuchelried. Bock: „Da sind wir noch in Planung. Die Ausschreibung wird gerade ausgearbeitet.“

Und das größte Projekt? Das Feuerwehrhaus Nord für die Abteilungen Leupolz und Karsee? „Das läuft“, sagt Bock: „Da ziehen alle Stellen am selben Strang.“ Es liege aber in der Natur der Sache, dass Bebauungsplan, die Besichtigung verschiedener, bestehender Häuser und die Planung ihre Zeit brauchen: „Es ist aber sehr wohl so, dass die Feuerwehr da an den Entscheidungen sehr großzügig mit beteiligt ist. Wir pflegen da ein sehr offenes Verhältnis mit allen Beteiligten.“ Bock ist überzeugt: „Das wird was funktional Gutes.“

Quelle: szon.de