Der Standort ist längst gefunden für das Gemeinschaftsprojekt der Feuerwehren Karsee und Leupolz, dem „Löschzug Nord“. Nun hat das Vorhaben bei der gemeinschaftlichen Ortschaftsratssitzung der beiden Dörfer auch ein Gesicht bekommen. Ein Überblick zum aktuellen Sachstand.
Vertreter der Stadtverwaltung und der Feuerwehr stellten die Pläne des Gebäudes vor, das jenem Feuerwehrhaus in Grünenbach (Bayern) ziemlich ähneln wird. Mit dem dortigen Architekten sind bereits Gespräche geführt. Vorbehaltlich aller Entscheidungen der Ortschafts- und Stadträte kann der Baubeginn für das neue Feuerwehrhaus 2022 erfolgen – und mit der Fertigstellung im Jahr darauf gerechnet werden.
Dezernent ist zuversichtlich
„Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Baudezernent Peter Ritter. Vor allem deshalb, weil es das Gebäude, das man „im Auge habe“, schon gibt. Der Bebauungsplan werde dem Gebäude noch angepasst, ie Zufahrtserschließung ist mit dem Straßenbaukostenträger bereits abgestimmt, erläuterte Ritter.
Die ursprünglich geplanten sechs Meter Breite der Zufahrtsstraße (wie die Landesstraße) wurden auf 5,50 Meter reduziert – eine Breite, bei der der Begegnungsverkehr laut Ritter immer noch funktioniert. Die Abbiegespur wird 2,50 Meter breit sein, der Radweg verlegt werden müssen. Für die Bushaltestelle sei noch „etwas mehr Planung erforderlich“.
Der Grundriss des Feuerwehrhauses Grünenbach werde ebenfalls noch weiterentwickelt. Im Herbst soll der Entwurfsplan im Ortschafts- und Gemeinderat vorgestellt werden. Ritter: „Wir wollen so ausschreiben, dass ein Unternehmer das Gebäude erstellt, an uns vermietet und das Haus nach 20 Jahren in unser Eigentum übergeht.“
So könnte das Gebäude aussehen
Wie das Gebäude aussehen könnte, stellte Feuerwehr-Kommandant Christoph Bock vor. Angepasst werden müsste das Feuerwehrhaus Grünenbach in seiner Größe: „Die Feuerwehr dort hat eine Stärke von 60 Mann und keine Jugend.“ Für den Feuerwehrzug Nord rechnet man mit 80 Einsatzkräften und 25 Jugendlichen – was rund 4,5 Meter mehr Länge gegenüber dem Feuerwehrhaus in der bayrischen Nachbarschaft bedeutet.
Wegfallen würde beispielsweise eine Schlauchwaschanlage, die es in der Kernstadt gibt und die auch dort genutzt werden kann. Bock erläuterte die einzelnen Räumlichkeiten im zweigeschossigen, dann etwa 30 auf 18 Meter langen und breiten Gebäude. Besonderheit: Über die Abtrennungen der Spinde kann je nach Anteil von Frauen oder Männern in der Wehr flexibel reagiert, die geschlechterspezifische Umkleide je nachdem verkleinert oder vergrößert werden.
Die Fahrzeughalle bietet Platz für drei Lkw-Boxen plus jenen Grünenbacher Raum für die im Feuerwehrhaus Nord nicht benötigte Schlauchpflege, wo beispielsweise ein Anhänger stehen könnte. Im Außenbereich gibt es eine überdachte Waschplatte, die laut Bock schon deshalb auf Dauer kostengünstiger ist, weil das Niederschlagswasser nicht im Ölabscheider endet.
Raum für Schulungen und Veranstaltungen
Im funktionellen Zweckbau vorgesehen sind alle notwendigen Räume vom Sanitärbereich über die Jugendräume bis hin zu einer kleinen Werkstatt oder diversen Lagern. Im Obergeschoss soll ein Schulungs- oder Mehrzweckraum entstehen, der gegebenenfalls auch für nicht feuerwehrrelevante Veranstaltungen genutzt werden könnte. Da das Gebäude eine Notstromversorgung brauchen wird, könnte sich Bock vorstellen, ein tragbares Aggregat vorzuhalten, das im Zusammenhang mit einem dort gelagerten Hänger auch eine „Win-Win-Situation“ für Einsätze hervorbringen könnte. Wie es mit Zuschüssen aussieht, müssen Fachplaner festlegen, sagte Bock.
Geparkt werden könnten die privaten Pkw unterhalb des Hauses, wodurch auch noch Platz entstünde für eine mögliche Terrasse. Bock ließ es sich nicht nehmen, sich bei den Verantwortlichen zu bedanken: „Wir sind so viel gefragt worden und konnten unseren Gedanken freien Lauf lassen. Wir merken einfach, dass man miteinander tun möchte und empfinden das als Feuerwehr als sehr angenehm.“
Stimmen aus dem Ortschaftsrat
Karsees Ortsvorsteherin bekannte sich klar: „Wir sind für diesen Bau und hoffen, dass wir ihn möglichst schnell verwirklichen können.“ Auch OB Michael Lang bezeichnete den jetzt vorliegenden Entwurf als „gute Grundlage zur Weiterentwicklung“. Karsees Ortschaftsrat Patrick Drumm lobte vor allem die „Einbeziehung der Jugend“, aus deren Reihen die Feuerwehr heute einen wesentlichen Anteil rekrutiert. Bock: „Über 60 Prozent unserer Aktiven sind aus der Jugend herausgekommen.“
Mehrere Äußerungen gab es auch zur Dachform beziehungsweise – gestaltung, für die Peter Ritter schließlich auch eine Photovoltaik-Anlage ins Spiel brachte. „Da sind wir in einer Verpflichtung, wenn wir bis 2045 Klimaneutralität erreichen wollen“, sagte OB Lang.
Zur rund 300 000 bis 400 000 Euro teuren und notwendigen Abbiegespur äußerte sich Lang wie folgt: „Das kam als Aufgabe dazu und plagt uns schon. Es hat aber auch seine Berechtigung.“ Zum Zeitfenster sagte Peter Ritter, dass die Ausschreibung bis zum Frühjahr fertig sein soll. Gerechnet wird mit einer einjährigen Bauzeit. Lang: „Das heißt, dass der Bau irgendwann 2023 fertig wäre, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert.“ Im selben Jahr würde getreu der Vorgabe „zuerst Gebäude, dann Straße“ dann auch die Abbiegespur Realität werden.
Bilanz zu den Überflutungen
OB Lang zog auch Bilanz zu den jüngsten Überflutungen: „Wir werden schauen müssen, welche kleinen Nebenbäche welche Einzugsgebiete haben, die dann zu solch‘ extremen Geschichten führen.“ Um die Risiken künftig zu reduzieren, müsse die Hochwasser-Thematik von vor knapp zwei Wochen aufgearbeitet und überlegt werden, was man machen könne, sagte Lang.
Quelle: szon.de