Z4 – Wangen entgeht knapp Hochwasser

Datum: 4. Januar 2018
Alarmierungsart: Z2 – Zusatzalarmierung mittel
Art: Technischer Einsatz
Einsatzort: Wangen im Allgäu
Fahrzeuge: KdoW, LF24, LF20TS, TLF16/25, RW2, KEF
Weitere Kräfte: Polizei


Einsatzbericht:

Wangen sz Die Stadt Wangen ist in der Nacht zu Freitag nur knapp an einem Hochwasser vorbei geschrammt. Die Pegel von Oberer und Unterer Argen waren am Donnerstagabend nach stundenlangen Regenfällen stark angestiegen, traten aber nur an ganz wenigen Stellen über die Ufer. In der Kernstadt blieb die Argen in ihrem Bett.

Gegen drei Uhr morgens gab es erstmals vorsichtige Entspannung: Die Pegelstände sanken leicht, aber kontinuierlich. Im Bereich von Argen, Vorderem und Hinteren Ebnet begann die Polizei, die Bürger per Lautsprecher von der verbesserten Lage zu informieren. Gegen 3.30 Uhr wurde der Krisenstab aufgelöst, kann aber bei Bedarf erneut seine Arbeit aufnehmen.

Gegen drei Uhr war die Obere Argen auf rund 2,60 Meter gesunken, nach einem Höchststand von rund 2,75 Meter noch wenige Stunden zuvor. Von der Untere Argen lautete der Pegelstand 1,73 Meter. Kritisch wird es dort ab 1,90 Meter. Gute Nachrichten gab es gegen drei Uhr auch vom zwischenzeitlich gefährdeten Kohlplatz: Er habe sich gehalten, so Siegfried Fenzlein von der Feuerwehr.

Offizieller Hochwasseralarm

Ebenfalls positiv: Bis dahin gab es im Führungs- und Einsatzstab keine Meldungen, dass am Abend und in der Nacht Keller vollgelaufen waren. Laut Polizei habe es indes vereinzelt überflutete Straßen gegeben, so in einer Nebenstraße an der Staudachmühle sowie in der Nähe des Jägerhofs in Reute.
Zudem ließ der Regen endlich nach: Bis zum Freitagmorgen waren noch rund zehn Liter pro Quadratmeter prognostiziert, so Ordnungsamtsleiter Kurt Kiedaisch. Am Vormittag soll es trocken bleiben. Und am Freitagnachmittag sagen die Wetterdienste demnach noch fünf Liter pro Quadratmeter voraus. Laut Kiedaisch bestehe durch aus den Bergen heranfließendes Schmelzwasser dennoch weiterhin Gefahr.

Begonnen hatte der Hochwassereinsatz am Donnerstagabend, als der Führungs- und Einsatzstab der Stadt gegen 21.30 Uhr im Feuerwehrhaus am Südring zusammengetreten war und erste Schutzmaßnahmen anordnete. Um 22.30 Uhr rief Bürgermeister Ulrich Mauch dann offiziell Hochwasseralarm aus. Gegen 23.30 Uhr stiegen die Pegel zwar zunächst langsamer. Um 1.30 Uhr erreichte die Obere Argen bei Epplings allerdings die Marke von 2,74 Metern. Rund 20 Minuten vorher war mit 2,70 Metern eine weitere kritische Marke überschritten worden.

Alles ist eingeleitet

Deshalb liefen zu diesem Zeitpunkt weitere Vorkehrungen an – über das bislang Geschehene hinaus. Diese betrafen auch den Kohlplatz, der ab einem Pegelstand von 2,80 bis 2,90 Metern gefährdet ist. Zudem wurden am Argenufer in der Stadt private Durchgänge kontrolliert. Pro Stunde füllten Helfer jetzt 800 Sandsäcke ab, hieß es gegen 1.30 Uhr. Insgesamt waren es bis zum frühen Morgen an die 3000. In der Altstadt wurden am Kreuzplatz Säcke an Privatleute ausgegeben. Auch die Feuerwehr alarmierte nochmals Kräfte nach.

Einsatzleiter Thomas Schmidt erklärte zu diesem Zeitpunkt in der Einsatzzentrale: „Alles, was bei 2,80 Meter zu tun wäre, ist eingeleitet. Wir haben aber noch keine 2,80 Meter.“ Gleichwohl stand da beim Anwesen Buhmann in Kernaten an der Untere Argen das Wasser knapp unter der Mauer, berichtete die Feuerwehr. Gegen 2.30 Uhr trafen erstmals auch offizielle Meldungen ein, dass die Wasserstände ganz leicht rückläufig waren: Bei Epplings wurden nur noch 2,69 Meter gemessen. Eine Entspannung der Lage gab es erst gut eine halbe Stunde später. Entwarnung bedeutete das dennoch nicht, da der Hochwasseralarm erst bei 2,20 Meter (Obere Argen) aufgehoben wird.

Sicherung mit Aluplanken

Rückblick auf den Abend: Die Obere Argen erreichte bei Epplings um kurz vor 23 Uhr einen Stand von 2,51 Metern, gegen 23.20 Uhr waren es 2,59 Meter. Prognosen gingen zu diesem Zeitpunkt von einem nächtlichen Höchststand von 2,75 Metern aus. Gegen 22 Uhr war nahe der Altstadt der Fußgängersteg neben der St. Gallusbrücke hochgefahren worden. Zudem sperrten die Einsatzkräfte alle weiteren Fußgängerbrücken über den Fluss.

Anlieger wurden informiert, dass sie ihre Autos wegfahren müssen. Andernfalls würden sie abgeschleppt. Mehrere Anwohner des Argenufers brachten ihre Fahrzeuge in Sicherheit. Weitere, dennoch an der Gallusbrücke geparkte, wurden später sicherheitshalber abgeschleppt. Auch der Wohnmobilstellplatz wurde geräumt. Die Touristen räumten aber problemlos das Feld.

Darüber hinaus wurden die Zugänge vom Argenufer zur Altstadt mit Aluplanken gesichert, die gegen ein 100-jähriges Hochwasser schützen sollen. Gleiches galt für die andere Seite des Ufers im Bereich des Entenparks. Ebenfalls wurden Fenster und Zufahrten mit Metall- und Holzplatten gesichert. Zur Vorbeugung wurde der Hammerweiher abgelassen, damit von dort keine Gefahr bestand, sollte das Gewässer überlaufen.

Keine weiteren Maßnahmen nötig

Die Lage in der Altstadt blieb trotz der lange ungewissen Lage insgesamt ruhig. Gleiches galt auch für die Stimmung der Menschen. Zahlreiche Bürger machten sich zum Beispiel am Argenufer nahe der Altstadt selbst ein Bild von den Fluten, blieben aber entspannt.

Weiter flussabwärts gefährdete das Wasser der Obere Argen bereits zu einem frühen Stadium des Einsatzes das Holzwerk Bernhard bei Hiltensweiler. Dort drohte zunächst ein Damm zu brechen. Die Befürchtungen bestätigten sich aber nicht. Später hieß es, der Schutzwall sei undicht, halte aber. Zum Holzwerk wurden zwar Sandsäcke transportiert. Ein zusätzliches Eingreifen war bis in die Nacht hinein nicht vonnöten, hieß es aus der Einsatzzentrale.

Die Untere Argen bei Beutelsau hatte um kurz vor 22 Uhr kurzzeitig einen Pegelstand von rund 2,30 Meter erreicht. Gegen Mitternacht stabilisierte sich der Wasserstand dort bei rund 2,45 Meter, so die Informationen des Lagezentrums. Die Hochwasserkarte des Landes wies indes den ganzen Abend bis in die Nacht hinein deutlich niedrigere Werte auf. Mitarbeiter des direkt angrenzenden Holzwerks Baumann beobachteten die Lage selbst. Weitere Maßnahmen waren zunächst nicht nötig.

In anderen Jahren war es höher

Am späten Abend meldeten sich besorgte Wangener aus der Argen nahen Siedlungen – etwa aus dem Bleichehof oder aus dem Vorderen Ebnet – am städtischen Bürgertelefon. Sie wollten wissen, ob auch sie ihre Autos entfernen sollten. Die Antwort des Führungsstabs der Stadt lautete: Es sei anzuraten, eine akute Gefahr drohe aber nicht.

Insgesamt waren und sind am Abend sowie in der Nacht 147 Feuerwehrleute aus der Kernstadt und den Abteilungen Niederwangen und Karsee, zusätzlich der Stab, sieben Polizisten, elf Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes (davon zehn als Verpflegungstrupp), 25 Angehörige des Technischen Hilfswerks und 18 Mitarbeiter des städtischen Bauhofs im Einsatz. Der Krisenstab um Einsatzleiter Thomas Schmidt von der Wangener Feuerwehr setzt sich aus Vertretern aller im Einsatz befindlichen Rettungsorganisationen sowie mehreren Vertretern der Wangener Stadtverwaltung mit OB Michael Lang und Bürgermeister Ulrich Mauch an der Spitze zusammen.

Wie der Hochwasseralarm vom Donnerstagabend einzuschätzen ist, zeigt ein Vergleich anhand der Obere Argen am Messpunkt in Epplings: Während aktuell in der Nacht bis dato 2,74 Meter erreicht wurden, lagen bei den denkwürdigen Hochwassern 1999 und 2005 die Scheitelpunkte dort bei 3,51 Metern beziehungsweise 3,49 Metern. 2013 war der Höhepunkt bei 3,30 Meter erreicht worden.

Quelle Bilder/Bericht: szon.de