Keine Schäden nach Hochwasseralarm

Datum: 22. Januar 2018
Alarmierungsart: Z2 – Zusatzalarmierung mittel
Art: Technischer Einsatz
Einsatzort: Wangen im Allgäu
Fahrzeuge: KdoW, LF24, AB-SW2000, LF20TS, TLF16/25, RW2, KEF
Weitere Kräfte: Polizei, Städt. Bauhof, Stadtverwaltung, THW-Wangen


Einsatzbericht:

Bürgermeister Mauch: Vorsichtsmaßnahme – Pegel erreichte 2,68 Meter in der Spitze

Wangen sz Es war eine schwierige Frage für die Verantwortlichen des städtischen Krisenteams, ob am späten Montagabend Hochwasseralarm ausgerufen werden sollte oder nicht. Am Ende entschied sich das Team in der Feuerwehrzentrale am Südring dafür. Gegen 22.15 gab Bürgermeister Ulrich Mauch die Anordnung an die Einsatzkräfte raus, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. „Wir müssen auf der sicheren Seite sein, der Schutz der Bevölkerung geht vor“, sagte er. Nennenswerte Schäden gab es am Ende nicht.

Schwierig war die Entscheidung aus mehreren Aspekten: Einerseits hatte es den ganzen Montag über stark geregnet. Die Pegel der Argen kletterten und kletterten, die Wiesen waren längst mit Wasser vollgesogen. Und in der Leitstelle war ungewiss, wie sich zusätzliches Wasser durch die Schneeschmelze in den Bergen auf die Wasserstände der Argen auswirken würde.

Manfred Wolfrum von der Wangener Feuerwehr verglich einen Teil der Lage gar mit dem verheerenden Hochwasser von 1999. So stark wie damals sei die Obere Argen am Montagabend für einige Zeit gestiegen. In Zahlen ausgedrückt: Gegen 20.30 Uhr erreichte der Messstand in Epplings 2,34 Meter. Knapp eine Stunde später waren es 2,53 Meter. Dann stieg der Pegel auf mehr als 2,60 Meter. Um 22.45 Uhr war dann 2,68 Meter erreicht. Also mehr als 30 Zentimeter in gut zwei Stunden.

Zum Glück blieb es dabei – mit schnell wieder rückläufiger Tendenz. Um Mitternacht waren es nur noch 2,62 Meter, gegen 2.45 Uhr wurde die Zwei-Meter-Marke unterschritten, wie aus den Daten der Hochwasserzentrale des Landes hervor geht. Das hatte mit der Kehrseite der Medaille zu tun, die den Verantwortlichen das Ausrufen des Hochwasseralarms schwer machte.

Denn bereits gegen 20.30 Uhr hatte der Deutsche Wetterdienst an den Südring gemeldet, dass eine Stunde später der Niederschlag aufhören sollte. So kam es auch, und später war die Regenfront soweit durchgezogen, dass auch am Argenursprung bei Oberstaufen der Himmel seine Schleusen schloss. Gegen 1.10 Uhr kam dann Entwarnung aus der Feuerwehrzentrale.

„Nicht leicht gemacht“

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, ob wir Alarm auslösen“, bilanzierte Feuerwehrkommandant Christoph Bock am Dienstag. „Letztlich mussten wir es aber doch machen, weil wir sonst in zeitliche Engpässe geraten wären.“ Sprich: Es wäre problematisch geworden, rechtzeitig genügend Einsatzkräfte zu mobilisieren, hätte sich der Pegel der manchmal unberechenbaren Argen wider Erwarten in der Nacht dennoch weiter nach oben entwickelt. Bürgermeister Ulrich Mauch sprach daher noch am Montagabend von einer reinen Vorsichtsmaßnahme.

Die sah die in derlei Fällen üblichen Vorkehrungen vor: Der Fußgängersteg an der Argen war wegen drohenden Schwemmholzes bereits frühzeitig hochgezogen worden. Später setzten die Einsatzkräfte wieder Spundwände in der Altstadt. Auch galt es flussnahe Parkplätze geräumt zu bekommen. Zudem warnten Polizisten die Altstadtbevölkerung per Lautsprecherdurchsage.

Zugute kam dem Krisenteam in der Leitstelle, dass die Wangener Feuerwehr am Montagabend ohnehin turnusgemäße Übung hatte. „Das war ein kleiner Vorteil“, so Bock, weil klar gewesen sei, wie viele Leute sofort greifbar waren. Am Ende waren es 70, bestehend es der kompletten Abteilung Wangen, dazu kam die Wehren aus Deuchelried und Leupolz mit jeweils einer Fahrzeugbesatzung. Außerdem hielten sich Deutsches Rotes Kreuz und Technisches Hilfswerk bereit.

Schäden gab es laut Bock am Ende nicht. Weder in der Altstadt, noch außerhalb bei den besonders gefährdeten Holzwerken. Gleichwohl: Zu Buhmann in Kernaten wurden Sandsäcke gefahren, berichtet er. Und das Holzwerk Bernhard in Hiltensweiler hatte abermals mit der Biberproblematik zu kämpfen. Mitarbeiter des Unternehmens waren vor Ort und versuchten den Damm dicht zu halten. Denn die darin lebenden Tiere tragen dazu bei, dass die Schutzbauwerke schneller undicht werden, weil das Wasser laut Bock in die Biberlöcher eindringt. Am Ende resümmierte Christoph Bock: „Auch der Damm bei Bernhard hat sich tapfer gehalten.“

Zwei Alarme in zwei Wochen

Wangen und seine Bevölkerung haben zwar jede Menge Erfahrung mit Hochwasser, aber solch eine Situation hatte auch noch keiner von den Verantwortlichen des Krisenstabs, der am Montagabend von der Feuerwehrzentrale aus die Schutzmaßnahmen koordinierte: zwei Hochwasseralarme in nur etwas mehr als zwei Wochen – und das auch noch im Winter.

Und wegen der zeitlichen Nähe lagen auch Vergleiche zwischen der Nacht zum 5. Januar und Montag nahe. Spaßeshalber, weil erneut eine Feuerwehrabteilung parallel Hauptversammlung hatte. Ernsthaft, weil sich die Pegelstände unterschiedlich entwickelten – und entsprechend die Entscheidungen anders ausfielen.

So erreichte die Obere Argen bei Epplings vor gut zwei Wochen in der Spitze einen weitaus höheren Stand, nämlich deutlich mehr als 2,70 Meter. Am Montag blieb es glücklicherweise bei 2,68 Meter.

Dazu war Anfang Januar die Wetterlage eindeutiger, wie Feuerwehrchef Christoph Bock vergleicht. Seinerzeit seien die höheren Pegelstände schon früh prognostiziert worden. „Dieses Mal konnten wir noch warten“, sagt er.

Dass am Ende auch am Montagabend Alarm ausgelöst wurde, verteidigt Bock. Vor allem, um für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle sinnbildlich mit Mann und Maus gewappnet gewesen zu sein: „Wir würden es beim nächsten Mal wieder so machen“, erklärte er am Dienstag in der Rückschau. Und: „Es war kein Nachteil für Niemanden. Der Plan hat reibungslos geklappt.

Quelle Bericht/Bilder: szon.de